Bruno Biehler, PortraitÜber Bruno Biehler

Architekt, Fotograf, Zeichner, Bergsteiger und Skispringer

 

1884 in Freiburg geboren, wuchs er in einem fortschrittlichen Eltern-haus auf, das seinen Buben bei der Entfaltung ihrer Begabungen nicht im Wege stand. Sie wurden offenbar nicht angehalten, das Textilhaus am Bertholdsbrunnen weiterzuführen. Besuch des Gymnasiums, ohne sich vom ebenso ausgiebigen Besuch des Feldbergs abhalten zu lassen, um dort skizulaufen, was selbst dort noch eine Außenseiter-Beschäftigung war. Fußball und Bergsteigen gehörten natürlich auch dazu. Der Freiburger Skiclub entstand mit seinen Freunden.  BB wird die lockere Äußerung über das elterliche Textilgeschäft zugeschrieben: »unser Hosenladen ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet«. Der Schalk saß diesem äußerst gutmütigen und lebenslustigen Menschen zeitlebens im Nacken. Zwei Seelen wohnten in seiner Brust, die des unerschrockenen Draufgängers und gleichzeitig vielseitig musischen Menschen.

Bruno und sein Bruder Rudolf gingen dann zum Studium zu Beginn des Jahrhunderts nach München und zum Akademischen Skiclub, dem »Asem«, nebenbei auch zur Allotria, und führten Skikurse in den bayrischen Bergen ein. Wildwasserfahrten im Kanu waren auch sehr beliebt. Bruno studierte Architektur, fühlte sich zur Malerei hingezogen, weshalb er bei jeder Gelegenheit den Skizzenblock zückte, spielte mit Vorliebe Chopin und musizierte mit Karl Orff, mit dem er befreundet war. Enge Freundschaft auch mit Alwin Seifert, dem große Verdienste für die bayrische Landschaftspflege zuzurechnen sind. Bruno arbeitete zunächst bei Theodor Fischer, den er sehr schätzte, und später für Stadtbaumeister Höpfel am Projekt des Max-Gymnasiums.

Bruno Biehler, Architekt und Fotograf, SkisprungSein Bruder Rudolf studierte Medizin. Er wurde 1909, wie auch Bruno 1908, deutscher Meister in der Nordischen Kombination, dem Lang- und Sprunglauf. In Norwegen trat man gegen die überlegene Skifahrernation am Holmenkollen an, Bruno kam sogar mit einem Sonderpreis des Königs in Form eines schönen Pokals »für den schönsten Sprung« nach Hause. Rudolf ging 1913 als Expeditionsarzt zur Rettung der verschollenen deutschen Schröder-Stranz Expedition an den Nordpol. Auf dem Rückweg 1914, der Einberufung in den Krieg folgend, wurde er auf einem englischen Schiff von einem deutschen Torpedo getroffen. Aber das ist eine andere interessante Geschichte, über die später einmal zu berichten sein wird.

Bruno war 1913 bis 1914 in die andere Richtung gezogen, er reiste nach dem Staatsexamen durch die Welt und erkundete mit den Augen seiner Kamera fremde Menschen, Gegenden und Bauten auf einer abenteuerlichen Fahrt durch ganz Asien. Diese einmaligen 637 Fotografien, die er mit seiner Glasplattenkamera »malte«, sind ein ästhetischer Genuss, sie werden nun nach genau hundert Jahren erstmals der Öffentlichkeit in einer Ausstellung in der Galerie P13 am Promenadeplatz gezeigt.

Japan_Subashiri_TeezeremonieEr sah sich gründlich in Ceylon, Indien, Burma, Java, Japan und China um. Ganz nebenbei konnte er es nicht lassen, dabei als erster alleine den Fuji Yama im Winter zu besteigen. Logbucheintrag: 11. Mai, 4.05-12:30 Aufstieg, 1.00 – 5:30 Abstieg. Wie er es fertigbrachte, sich durch den Schnee hochzuarbeiten, bei Kälte sechs Glasplatten in die Kamera einzulegen, Blende, Entfernung und Belichtung einzustellen und die ersten und für lange Zeit letzten Bilder vom Gipfel bei Schnee zu machen, bleibt ein Rätsel. Man knipste nicht so einfach. Das Stativ half ihm, wie er erzählte, auf der anderen Seite des Berges hinunterzurodeln, wo ihn sein Freund Gönner mit dem Schiff erwartete. Ähnlich tollkühn waren die Reisen auf verschiedene tätige Vulkane in Indonesien, durch die Urwälder hindurch. Die Berührung mit den Menschen der abgeschiedenen Regionen, ihre Gebräuche, Gebäude und ihre Kunst waren ihm besonders wichtig und prägten sein Leben und sein künftiges Schaffen.

Gleich nach Rückkehr 1914 wurde er eingezogen und verbrachte den Krieg bei Kämpfen in den Karpaten. Sein erstes Bauwerk war ein Friedhof für seine gefallenen Kameraden in diesen Bergen. Eine größere Anzahl weiterer Friedhöfe und Denkmäler, Kapellen und Kirchen in Süddeutschland nach dem Ersten wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg folgten. Durch die für ihn typische Einbindung in die Landschaft sind das alles Orte von besonderer Schönheit und Sammlung.

Als Überlebender des ersten Weltkriegs legte er sein 2. Staatsexamen als Regierungsbaumeister ab und begründete sein Architekturbüro. 1920 Architekt BDA und Rotarier. 1928 Hochzeit mit Johanna Neresheimer. Rege Bautätigkeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg betraute ihn die Stadt München mit der Neuordnung des verbombten Stadtkerns für den Wiederaufbau.

Nach seiner Meinung ist ein Architekt nicht ein schlecht ausgebildeter Ingenieur, der alles Mögliche und Unmögliche zu konstruieren hat, sondern einer, der dafür verantwortlich ist, dass sich Menschen in ihren Räumen wohlfühlen und glücklich sind, anstatt sich gegenseitig umzubringen. Einen Lehrstuhl an der TH konnte er durch seine beginnende Krankheit nicht mehr annehmen. Den Schatz seiner Erfahrungen, mit Menschen und Räumen, Fenstern und Fassaden, Treppen und Landschaft umzugehen, hätte Hans Döllgast gerne den kommenden Semestern zugänglich gemacht. Erfahrungen, die schon in den hier gezeigten Bildern ihren Anfang nahmen. Über seine vielen gestalterisch wichtigen Bauten wird in einer gesonderten Ausstellung zu berichten sein.

 

Rudi Biehler